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Arterielle Verschlusskrankheiten am Beispiel der KHK

Der Herzinfarkt als akute und vor allem lebensgefährliche Ausprägung einer koronaren Herzerkrankung (KHK) ist die wohl gefürchtetste Folge eines arteriellen Verschlusses. Je nach versorgtem Organ können durch arteriosklerotische Ablagerungen bedingte arterielle Verschlusskrankheiten aber im ganzen Körper auftreten und (lebens-) gefährliche Verläufe nehmen. Rund ein Drittel der jährlichen Todesfälle in Deutschland lassen sich auf arteriosklerotische Veränderungen zurückführen! Im Folgenden möchte ich euch zunächst einen Überblick über die Pathophysiologie arterieller Verschlüsse und die entsprechenden Symptome geben. Im Anschluss stelle ich euch grob die Pharmakotherapie am Beispiel der Leitlinie zur Behandlung der KHK vor.

 

Aufgrund der Ausprägung und der Form des Verschlusses lassen sich akute von chronischen Verläufen unterscheiden. Bei allen kann man arteriosklerotische Veränderungen, also durch Plaques verengte Arterien feststellen. Diese verringern den Blutstrom zum versorgten Organ und führen bei einer starken Einengung zur Unterversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Am Herzen macht sich diese durch Anfälle von „Herzenge“ (Angina pectoris) bei stärkerer Belastung bemerkbar. Aber auch die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK, „Schaufensterkrankheit“), bei der längere Gehstrecken nur unter Schmerzen im Bein zurückgelegt werden können oder vaskuläre Demenzformen lassen sich auf arteriosklerotische Veränderungen zurückführen.
In Belastungssituationen können instabile arteriosklerotische Plaques reißen und damit die Bildung eines Thrombus triggern. Dieser verschließt im ungünstigsten Fall das Gefäß irreversibel und führt zu einer akuten Ischämie des versorgten Gewebes. Beim Herzinfarkt sind die Herz-versorgenden Koronararterien betroffen, beim weniger bekannten Mesenterialinfarkt die großen Darmarterien. Wird hier nicht sofort eine Notversorgung eingeleitet, die den Thrombus löst und die Durchblutung wieder herstellt, kann Gewebe unwiederbringlich unter größten Schmerzen zu Grunde gehen, was immer mit hochgradigen Funktionseinschränkungen einhergeht und tödlich enden kann.

 

Das Arterioskleroserisiko wird zu einem großen Teil durch unseren Lebensstil beeinflusst. Diabetes mellitus, gegebenenfalls im Zusammenhang mit erhöhten Blutfettwerten (metabolisches Syndrom), Rauchen und ein erhöhter Blutdruck zählen zu den Hauptrisikofaktoren. Je nach Lokalisation der Plaques können ganz unterschiedliche Erstsymptome auftreten. Eine schmerzhafte „Herzenge“ unter Belastung, schmerzende Beine, die den Patienten zur Gehpause zwingen oder eine verringerte Merkfähigkeit bzw. kleine „Aussetzer“ der Aufmerksamkeit (TIA) können auf arteriosklerotische Veränderungen hindeuten und gehören unbedingt ärztlich abgeklärt. Ein Herzinfarkt, der sich durch einen vernichtenden Schmerz in der linken Brust (teilweise mit Ausstrahlung z. B. in den linken Arm) zeigt oder ein Schlaganfall, der durch Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen, Sprach- und Sehstörungen in Erscheinung tritt ist immer ein Notfall und muss unverzüglich in der Klinik behandelt werden! Auch ein Mesenterialinfarkt, der zunächst wenig spezifische Symptome wie (starke) Bauchschmerzen und (blutige) Durchfälle aufweist, führt ohne Therapie zu massiven Funktionseinschränkungen des Darms und bei schweren Verläufen zum Tod des Patienten. Besonders heimtückisch ist hier der symptomarme „faule Frieden“, der sich nach dem schmerzhaften Initialstadium einstellt und dem finalen Ileus mit Entleerung des Darminhalts in den Bauchraum vorangeht.

 

Die nationale Versorgungsleitlinie „koronare Herzkrankheit“ listet folgende Pharmaka zur Behandlung bzw. Prophylaxe: Nitrate, Betarezeptorenblocker, Calciumkanalblocker, sowie Thrombozytenfunktionshemmer (ASS), cholesterinsenkende Medikamente (Statine), Antihypertonika und die Grippeschutzimpfung zur Sekundär- / Tertiärprophylaxe.
Ursächlich – im Sinne eines verzögerten Auftretens neuer Plaques – wirken Antihypertonika, die einen langfristig gefäßschädigenden hohen Blutdruck senken und Cholesterinsenker, die durch den niedrigeren Cholesterinspiegel im Blut dessen Einlagerung in Plaques reduzieren. Nitrate, Betarezeptoren- und in gewissem Maße auch Calciumkanalblocker verbessern die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels bei bestehenden arteriosklerotischen Verengungen der Koronararterien (Angina pectoris). Nitrate wie Nitroglycerin erweitern die Gefäße, Betarezeptoren- und herzwirksame Calciumkanalblocker dämpfen die Herzarbeit und verringern damit den Sauerstoffverbrauch. Das Risiko ischämischer Zustände wird damit reduziert.

 

In der Beratung müssen wir zuerst auf die regelmäßige und richtige Anwendung der Basismedikation hinweisen. Darüber hinaus gilt es wachsam zu sein auf mögliche Interaktionen (z. B. von Statinen, Thrombocytenaggregationshemmern) und unerwünschte Wirkungen (z. B. Nitrate, Betablocker). Auch eine laufende Überprüfung der Therapie ist aufgrund ihrer hohen Komplexität erstrebenswert. Wir haben hier einen wichtigen Beitrag zu leisten zur Arzneitherapiesicherheit und -Wirksamkeit – deshalb: Besser einmal mehr nachforschen und nachdenken! Eure Patienten werden es euch danken.


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